30. Januar 2018

Schmaler Kader mit eisernem Willen

Ungläubige Blicke richten sich fünf Sekunden vor Schluss auf Kristin Sroka. Mit einem blitzschnell und sauber ausgeführten Freiwurf zimmerte sie den Ball in den Winkel und rettete damit für die Handballerinnen der TSG Calbe das 21:21 (10:10) im Sachsen-Anhalt-Liga-Derby gegen den SV Anhalt Bernburg.

Nur einen Augenblick später brach der Jubel los und die Emotionen kippten von einem Extrem ins andere. Kurz vor dieser Aktion lagen nämlich Minuten voller Angst, in denen das, was sich das Team über 53 Minuten hart erarbeitet hatte, nur so zu zerrinnen drohte. „Wir waren auf einmal wie in einer Schockstarre“, beobachtete Trainer Frank Falke, dass sieben Minuten vor Ultimo der Faden riss. Mit kurzen, aber intensiven Angriffen verwandelte Bernburg den 17:20-Rückstand in eine 21:20 Führung und die TSG schien schon wieder ganz knapp zu scheitern. Doch dann übernahm Sroka die Verantwortung und traf.

Spannenden Minuten, die ein Spiel abschließen, das lange auf Augenhöhe geführt wurde und in dem die Calbenserinnen echte mentale Stärke bewiesen haben. „Der Willen war phänomenal“, bescheinigte Falke seinem Team, das an diesem Tag mit wenigen Wechselmöglichkeiten auskommen musste. Besonderes Sahnestück: die Abwehr, zusammengehalten von Mandy Wenzel, unterstützt durch die gut aufgelegten Torhüterinnen Alexandra Baier und Michaela Möhring. „Wir haben 60 Minuten kämpferisch und beweglich gestanden, aus dem Mittelblock heraus nichts zugelassen“, zeigte sich der Trainer stolz. Tatsächlich verwischt das Ergebnis sogar die sehr gute Leistung. Zieht man die acht Siebenmetertore und eine Handvoll Konter ab, ist die Bilanz beeindruckend.

Nach vorn gab es etliche gute Aktionen, die zweite Welle lief erfolgreich, allerdings wäre durchaus mehr drin gewesen. „Wir haben uns gut auf die Abwehr von Bernburg eingestellt, aber trotzdem fehlte wieder die Gefahr von allen Positionen“, fand Falke auch einen Kritikpunkt. So lag die Last zu sehr auf den Routiniers Kristin Sroka und Antje Schreiber. Einzig Vanessa Schumann, ungewohnt auf Rechtsaußen, nutzte die sich bietenden Räume zu drei Treffern.

„Daran müssen wir weiter arbeiten“, blickte der Trainer bereits voraus, ließ aber keinen Zweifel an der Freude über den Punktgewinn und die Art und Weise, wie die Mannschaft ihn erkämpft hatte. „Die Aufgabe heute haben wir gemeistert und das hat uns wieder ein bisschen mehr zusammengeschweißt.“ (ttr)

Alexandra Baier, Michaela Möhring, Johanna Weber – Michelle Feilhaber (1), Lisa Heinrich, Elisa Mennecke (1), Lee-Ann Neetz, Antje Schreiber (4/1), Vanessa Schumann (3), Kristin Sroka (11/6), Inga Thomas, Mandy Wenzel (1), Josephin Wurbs

Zeitstrafen: Bernburg 9 – Calbe 4
Siebenmeter: Bernburg 11/8 – Calbe 9/7
Rote Karte: Nicole Ketzer (SV Anhalt Bernburg, 53., 3×2 Minuten)

Dieser Artikel wurde am 30.Januar 2018 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 29.Januar 2018)


verwandte Artikel