28. November 2017

Michaela Möhring wird zur Heldin

Die Siegesserie der Handball-Frauen der TSG Calbe hält. Mit 23:22 (10:10) gewannen sie vor beeindruckender Heimkulisse ihre Sachsen-Anhalt-Liga-Partie gegen die SG Seehausen.

TSG-Torfrau Michaela Möhring hatte noch nicht einmal Zeit, den gehaltenen Ball aus der Hand zu legen, da stürzten schon ihre Mitspielerinnen auf die Platte und schmissen sich auf ihre Heldin, die in letzter Sekunde alles rettete.

Wenige Augenblicke vorher trennte genau ein Siebenmeter Sieg und Unentschieden. Das Duell zwischen Laura Lenk, immerhin Platz zwei in der Torschützenliste der Liga, und der routinierten Keeperin hatte die Altmärkerin bereits vier Mal für sich entschieden. Doch beim fünften Anlauf, als die Hegerhalle für diesen entscheidenden Moment den Atem anhielt, siegten Möhrings Nerven. Der Rest ging in Helene Fischers „Atemlos“, dem Siegersong der Calbenser Frauen unter. Seehausen hingegen blickte enttäuscht zur Anzeige. Das Team um Trainer Frank Krüger hatte sich in den letzten sechs Minuten von 18:23 bis auf 22:23 herangearbeitet, hätte das Unentschieden gewiss als gerecht empfunden. Nun stand es aber  mit leeren Händen da und weiterhin auf einem Abstiegsplatz, während die TSG auf Rang neun vorrückte.

Die TSG Calbe um die erfahrene Leistungsträgerin Kristin Sroka (l.) retteten den Heimsieg am Sonnabend gegen Seehausen ins Ziel. | Foto: Enrico Joo

So sehr der Sieg auch glänzte, so wichtig die Punkte für den Ligaverbleib waren, wirklich überzeugend waren die Saalestädterinnen gegen Seehausen nicht. Es gehört wohl viel Nervosität dazu, eine Sechs-Tore-Führung (22:16, 52.) fast aus der Hand zu geben oder eine Freiwurf-Standardsituation sieben Sekunden vor dem Halbzeitpfiff harmlos wegzuspielen. Dennoch sieht Trainer Frank Falke nach dem Spiel das Positive überwiegen. „Die Deckungsleistung war in Ordnung“, lobte er, denn Seehausen erwies sich wie erwartet als gefährlicher Gegner, der mit viel Tiefenbewegung von allen Positionen aus Druck aufbaute. „Wir haben uns die Zeit genommen, in dieses Spiel hineinzufinden, die passenden Mittel dann aber gefunden“, fasste er die Anfangsphase zusammen und betonte, wie wichtig der stabile Mittelblock für den Erfolg war, aus dem heraus Mandy Wenzel und Antje Schreiber die Abwehr sicher dirigierten. Das Ergebnis dieser harten und guten Arbeit war der bisher schlechteste Angriff der Altmärkerinnen, die in Calbe nur zu 22 Toren kamen, davon sieben Strafwürfe und einige Konter.

Nun kann man den Gästen zu Gute halten, dass sie vor der Hintergrund des Tabellenstandes, unter enormen Druck standen, das galt für die TSG-Frauen aber genauso. „Am Anfang war das deutlich zu spüren, daraus sind auch etliche einfache Fehler entstanden“, stellte Falke fest, machte seinen Schützlingen daraus allerdings keinen Vorwurf. Stattdessen mahnte er: „Wir dürfen die Leichtigkeit des Handballspielens nicht verlieren, denn nur so klappt es auch.“

Wie recht er damit hat, bewies die zweite Hälfte. Calbe brauchte lange, um in die Partie zu kommen, hatte sich aber bis zum Wechsel aus teils deutlichem Rückstand zum 10:10 gearbeitet. Mit viel Elan und dem ersten erfolgreichen Konter, abgeschlossen von Juliane Gaul, kam der Zug schließlich doch noch ins Rollen. Die Fehlerquote war niedrig, der Angriff lief bestens, was auch der starken Regie von Kristin Sroka zu verdanken war. Von der Aufbauposition aus brachte sie ihre Mitspielerinnen in Stellung und bewies auch selbst mit zehn Treffern ihre Durchsetzungskraft. Vor allem Klara Lehmann, die auf der linken Seite nie aufhörte Druck zu machen, und Juliane Gaul, die teilweise einzeln gedeckt wurde, ließen sich von der erfahrenen Schützin mitziehen. Michelle Feilhaber, Mandy Wenzel und Lee-Ann Neetz trugen von Außen ihren Anteil bei, während Antje Schreiber am Kreis unermüdlich Lücken für ihre Mitspielerinnen aufzog. „Wir haben uns in der ersten Hälfte mit unserer starken ersten und zweiten Welle die Möglichkeit offen gehalten, das Spiel ausgeglichen zu gestalten“, resümierte der Trainer, „in der Mitte der zweiten Hälfte lief es aber richtig gut.“

Aus seinen Worten klingt Anerkennung, denn Seehausen kämpfte erbittert und mit viel Einsatz um den Ball. Immer wieder versuchte beispielsweise Bianca Braune aus dem vollen Lauf heraus Lücken in die TSG-Abwehr zu reißen, zog Laura Lenk von Außen auf die sich bietenden Räume. Calbe zeigte sich in dieser entscheidenden Phase abgeklärter und hatte spätestens ab dem 20:15 (46.) die Zeit auf seiner Seite. Dass die TSG zehn Minuten vor Schluss die Linie auf einmal verließ, das letzte Tor in der 55. Minute warf, während die Gäste munter weiter aufholten, hätte den Sieg kosten können. Aber zum Glück stand da ja noch Michaela Möhring und hielt den entscheidenden Wurf.

„Das war grandios“, gestand auch Falke, bezeichnete die Punkte mit Blick auf den Klassenerhalt als wichtig und verdient. Alles andere werde ganz in Ruhe im Training aufgearbeitet und die Grundentwicklung geduldig fortgesetzt. Viel Zeit bis zur nächsten Bewährungsprobe bleibt allerdings nicht, denn bereits am Mittwoch spielen die TSG-Frauen beim Spitzenreiter Dessau-Roßlauer HV. (ttr)

Alexandra Baier, Michaela Möhring, Johanna Weber – Michelle Feilhaber (2), Juliane Gaul (4), Klara Lehmann (3), Elisa Mennecke, Lee-Ann Neetz (1), Antje Schreiber (2), Kristin Sroka (10), Mandy Wenzel (1), Josephin Wurbs 

Siebenmeter: Calbe 4/4 – Seehausen 8/7
Zeitstrafen: Calbe 5 – Seehausen 5

Dieser Artikel wurde am 28.November 2017 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


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