30. Oktober 2017

Frauen dürfen genießen und durchatmen

Mit einer starken und disziplinierten Mannschaftsleistung erkämpften sich die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballerinnen der TSG Calbe gegen den MSV 90 ihren ersten Saisonsieg. Glücklich lagen sich die Spielerinnen nach dem 28:26 (12:13)-Erfolg in den Armen.

Kristin Sroka (o.) sucht und findet den Passweg auf Mandy Wenzel. Neben dem spielerischen Element passte vor allem der Kampfgeist bei der TSG, die sich mit zwei wichtigen Punkten belohnte. | Foto: Björn Richter

Das Siegerlied „Atemlos“ schallte schon lange nicht mehr durch die Hegersporthalle, doch Fans und Spielerinnen fanden sich sofort wieder rein. Langer Applaus von den treuen Fans streichelte das Selbstbewusstsein der TSG-Damen, das in den letzten Wochen so gelitten hatte und das nach dem verdienten Sieg endlich wieder Bestätigung bekam. „Sie sollen das jetzt ruhig mal ein paar Tage genießen“, gönnte es auch Trainer Frank Falke, als er mit einem entspannten Lächeln das Parkett nach dem Spiel verließ.

Für beide Teams war es das erwartete sehr intensive Spiel auf Augenhöhe, bei dem jeder seine starken, aber auch schwächeren Phasen hatte. Den Ausschlag, so Falke, gab aber, dass „wir in den entscheidenden Phasen mehr für unseren Vorwärtsgang getan haben.“ Tatsächlich lief der Ball im Angriff ausgezeichnet. Die Rückraumschützinnen wurden clever in Position gebracht und auch das Zusammenspiel mit dem Kreis und den Außen sah über weite Strecken sehr gut aus. „Wir haben das Tempo hochgehalten“, lobte der Trainer die druckvoll aufrollende zweite Welle und unterstrich, „vorn haben wir saubere Entscheidungen getroffen und waren damit zumeist auch erfolgreich.“

Grundlage für die spürbare Sicherheit im Angriff war die erneut starke Abwehrleistung, die jeden Schachzug der erfahrenen Gäste parierte. „Der MSV ist eine stabile Mannschaft, die von allen Positionen Torgefahr ausstrahlt“, fand Falke viel Anerkennung für die Lemsdorferinnen, die einen aggressiven Ball spielen und so manchen taktischen Kniff auf Lager hatten. Die Saalestädterinnen ließen sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen. Den anfänglichen 0:2-Rückstand holten sie dank der sicheren Treffer von Kristin Sroka und Juliane Gaul schnell wieder auf und auch das zwischenzeitliche 7:10 (24.) brachte den Spielfluss nicht nachhaltig durcheinander. Beim 12:12 (30.) war schon alles wieder geklärt.

Die stärkste Phase folgte auf die Pause. „Wir sind schnell aus dem Halbfeld gekommen, da stand die Abwehr des Gegners noch gar nicht“, beobachtete der Coach zufrieden. Von allen Positionen erhöhten die Gastgeberinnen nun den Druck, zogen bis auf 18:13 (40.) davon, während der MSV zehn Minuten lang zu keinen Tor kam. Das blieb natürlich nicht so. Calbe hatte im Abschluss etwas „Lattenglück“ und der Abwehr-Block kam einige Male zu spät. Folglich schmolz der Vorsprung Tor um Tor zusammen. Die Fans in der Hegersporthalle sahen die dunklen Wolken am Horizont und gaben alles für die Stimmung. „Das war ein echtes Heimspiel“, bedankte sich der Trainer im Namen seiner Mannschaft, denn gerade in dieser entscheidenden Phase, als die Kräfte ebenso wie die Führung schwanden (24:24, 54.), stand die Tribüne voll und ganz hinter dem Team. Mit den letzten paar Prozenten und der tollen Unterstützung brachten Kristin Sroka und Michelle Feilhaber die TSG wieder in Front und tatsächlich gelang es, die Führung gegen die nach wie vor energisch Druck machenden Gäste über die Ziellinie zu bringen.

Nach dem Schlusspfiff waren dann auch die Spielerinnen im Wortsinn Atemlos. Sie hatten sich aufgerieben, haben verbissen gekämpft, sich gegenseitig befeuert und so manch einer war sogar über sich hinausgewachsen. Der Lohn sind die verbuchten zwei Punkte. Was aber noch viel wichtiger ist: Das wundervolle Gefühl, mit einer guten Leistung auch erfolgreich zu sein. „Sie haben dieses Spiel mit großer Leidenschaft gewonnen“, brachte es Falke auf den Punkt, während seine Schützlinge noch rund um die Bank saßen, lächelnd und glücklich. (ttr)

Michaela Möhring, Johanna Weber – Michelle Feilhaber (4), Juliane Gaul (7),  Térèse Harant, Lisa Heinrich, Klara Lehmann (2), Elisa Mennecke, Lee-Ann Neetz, Vanessa Schumann (2), Kristin Sroka (12/4), Mandy Wenzel (1), Josephin Wurbs

Siebenmeter: Calbe 4/4 – Magdeburg 7/5
Zeitstrafen: Calbe 1 – Magdeburg 1

Dieser Artikel wurde am 30.Oktober 2017 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


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