23. November 2015

Frauen: Schmerzhaft für beide Seiten

Nachdem es in der Vorsaison in beiden Duellen keinen Sieger gab, haben sich die Handballerinnen der TSG Calbe am Sonnabend bei der SG Lok Schönebeck die Derbykrone aufgesetzt. Ihren 33:26 (17:13)-Erfolg in der Sachsen-Anhalt-Liga mussten die Gäste allerdings teuer bezahlen.

Auf Rechtsaußen setzte sich Marie Zilke gegen Katharina Depta durch.

Auf Rechtsaußen setzte sich Marie Zilke gegen Katharina Depta durch.

Die Feierlichkeiten zum 31. Geburtstag musste sich Janka Bauer ebenso wenig schöntrinken wie jene 60 Handball-Minuten, die sie und die SG Lok zuvor auf dem Parkett der Franz-Vollbring-Halle hinter sich gebracht hatten. „Die Mannschaft hat gesehen, dass sie durch Engagement auch mit Teams aus der oberen Tabellenhälfte mithalten kann. Begehen wir vier, fünf technische Fehler weniger, fällt auch das Resultat zufriedenstellender aus, wobei wir keineswegs enttäuscht waren“, befand der Schönebecker Coach Dirk Schedlo. Gemessen an den personellen Möglichkeiten, über die seine Sieben derzeit verfügt, haben die Spielerinnen mit der 26:33-Niederlage die erhoffte Schadensbegrenzung betrieben. Wenngleich der Coach am Ende doch etwas verkniffen konstatierte: „Im Derby verliert niemand gern.“

Der Gegner musste sich freilich nicht mit dieser Eventualität beschäftigen. Doch ungetrübt war die Freude auch bei den Calbensern um Trainerin Annett Schroeter nicht: „Es ist toll, dass wir die zwei Punkte eingefahren haben, noch dazu in einem Derby. Aber der Preis, den wir dafür zahlen mussten, war zu hoch.“ Gemeint waren insgesamt vier verletzungsbedingte Ausfälle, wobei insbesondere jene von Antje Schreiber und Stefanie Hüls am heftigsten ins Kontor schlugen. Schmerzfrei gingen also beide Seiten nicht aus dem Derby hervor. Dabei war das Geschehen allerdings nie unfair, nur eben höchst intensiv.

Bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus, so lief es in der intensiv geführten Partie über weite Strecken, was auch Antje Schreiber (Mitte) erfahren musste.

Bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus, so lief es in der intensiv geführten Partie über weite Strecken, was auch Antje Schreiber (Mitte) erfahren musste.

Weil eben doch mehr als die üblichen zwei Zähler auf dem Spiel standen, verlief die Anfangsphase auf beiden Seiten nicht fusselfrei. Nutznießer der Nervosität war die TSG, die sich erstmals beim 3:1 (5.) ein wenig Luft verschaffen konnte, nachdem Hüls mit viel Übersicht und zweimal Lisa-Marie Prokop mit viel Dynamik getroffen hatten. Der SG Lok fehlte bei den Abschlüssen sowie im Passspiel die nötige Präzision, also mussten anderswo die Impulse gesetzt werden. Dass sich dafür mit Isabell Krakau ausgerechnet die 17-jährige Debütantin im Lok-Tor verantwortlich zeigte, überraschte hingegen auch Coach Schedlo: „Sie war unglaublich nervenstark.“ Allein in der ersten Hälfte entschärfte sein Schützling sieben freie Würfe und einen Siebenmeter (18.). Inzwischen hatten ihre Vorderleute den 8:8-Ausgleich erzielt, Schroeter legte folgerichtig die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Sie und Co-Trainer Ralf Bertram „haben in der Auszeit appelliert, zu unserem Spiel zurückzufinden: schnelles Umschalten und eine druckvolle zweite Welle“. Die Maßnahme fruchtete: Über die Stationen 11:9 (23.) und 14:11 (26.) setzten sich die Gäste zur Pause auf vier Tore ab.

Ganz so leicht gaben sich die Schönebeckerinnen allerdings nicht geschlagen. Beim 20:23 rund zehn Minuten nach Wiederbeginn bot sich die Chance, noch einmal heranzukommen. Doch ausgerechnet Geburtstagskind Bauer flatterten von der Siebenmeterlinie die Nerven. Vom Coach gab es jedoch keine Vorwürfe: „Es ist jammerschade, dass wir momentan die Leute so ‚verheizen‘ müssen. Auch eine Lisa Wolf hat keine einzige Sekunde Pause bekommen. Wir können nur hoffen, dass die Verletzten schnell zurückkommen.“

In Sachen Hoffnung ergab sich aus Gastgebersicht bis zur Schlusssirene keine Besserung mehr. Über die Stationen 26:21 und 30:26 brachte die TSG den Sieg sicher über die Zeit. Trotz Schroeters Kritik, dass „es immer wieder Phasen gab, in denen wir uns dem gegnerischen Spiel zu sehr angepasst haben“, dürfte auch in Calbe der Sonntag nicht mit einem Katerfrühstück begonnen haben.

Josephine Suchan, Alexandra Baier – Marie Zilke (4), Juliane Gaul (1), Alicia Sophie Gröst (2), Meggie Eichholz, Lisa-Marie Prokop (4), Laura Schmidt (1), Kristin Sroka (9), Linda Karlstedt, Stefanie Hüls (6), Klara Lehmann, Christin Meier, Antje Schreiber (7)

Siebenmeter: Lok 4/4 – TSG 7/4; Zeitstrafen: Lok 4 – TSG 6

Artikel: Björn Richter, Volksstimme Schönebeck, 23.11.2015

Am Kreis war diesmal Laura Schmidt gefragt, die zwar nur einmal selbst verwandelte, jedoch im Stellungsspiel für ihre Rückraumspieler die Lücken auftat. | Fotos: Ulrike Neumann

Am Kreis war diesmal Laura Schmidt gefragt, die zwar nur einmal selbst verwandelte, jedoch im Stellungsspiel für ihre Rückraumspieler die Lücken auftat. | Fotos: Ulrike Neumann

Dieser Artikel wurde am 23.November 2015 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


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