22. Mai 2017

Hübners Abschied kommt vom und geht ans Herz

TSG feiert 27:20- Heimsieg im letzten Saisonspiel/ Emotionales Karriereende des langjährigen Rechtsaußen

Einen besseren Abschied hätte sich Christian Hübner selbst nicht wünschen können. Im Rahmen des letzten Sachsen-Anhalt- Liga-Saisonspiels, beim 27:20 (15:8)-Heimsieg vom Freitagabend über Eiche Biederitz, sagte ein ganz Großer der TSG Calbe dem Handball ade.

Von Björn Richter

Calbe • Die tiefe, aber etwas zu hastige Verbeugung vor dem Publikum in der Calbenser Hegersporthalle hat Christian Hübner dann doch verraten: Einstudiert hatte der Rechtsaußen der TSG-Handballer im Vorfeld nichts.

Auch der kurze, knappe Dank mit tränenerstickter Stimme über das Hallenmikrofon ließen nur einen Schluss zu: Diese Worte kamen nicht vom Zettel, sondern von Herzen. „Was für ein geiler Abschied. Alle sind da, die Halle ist voll“, sagte der 37-jährige einige Momente später, schon etwas gefasster.

Dass ihn sein letzter offizieller Einsatz nach 17 Jahren im Dienst der ersten Männermannschaft emotional derart mitnehmen würde, hätte Hühner selbst nicht gedacht. „Man denkt ja, man wäre etwas härter.“ Doch dieser Freitagabend klopfte irgendwie jeden weich. Niemand, der sich nicht erhob, als Hübner nach 41 Minuten eingewechselt wurde. Die Gegnerschaft aus Biederitz einmal ausgenommen, bejubelten alle Anwesenden die beiden Treffer, die der Rechtsaußen in seinem letzten Karrierespiel beisteuerte.

 

„Hübi,du ist ein Spieler, der von den Emotionen lebt. Und genau dafür haben dich die Fans auch immer geliebt.“ Felix Kralik

 

Und nachdem TSG-Wortführer Felix Kralik eine kurze Laudatio auf den scheidenden Mitspieler gehalten, Verein und Fans aus der „Südkurve“ Abschiedsgeschenke überreicht hatten, dürften viele der Anwesenden „etwas ins Auge“ bekommen haben, als Freundin Caro und Töchterchen Ida symbolisch aus dem Handballer den Privatmenschen Chris­tian Hübner machten.

 

„Ganz ehrlich: Es reicht für diese Saison. So eine Auszeit, in der die Familie in den Vordergrund rückt, tut uns allen ganz gut.“  Andreas Wiese

 

Die vorangegangen 60 Minuten standen dann auch erwartungsgemäß im Schatten der großen Abschiedsshow. Der Spagat hin zu einer konzentrierten Leistung im letzten Heimspiel war dabei kein einfacher, wie auch TSG-Trainer Andreas Wiese bekannte: „Einerseits sollten wirklich alle noch einmal auf ihre Einsatzzeit kommen, andererseits wollten wir natürlich auch die zwei Punkte. Und letztlich hat alles, was wir uns für diesen Abend vorgenommen haben, super funktioniert.“

Zwar benötigten beide Teams eine gewisse Anlaufzeit. Nach schneller 3:0-Führung (5.) glichen die Gäste ebenso zügig aus und blieben bis zum Calbenser 7:6 (13.) in Schlagdistanz. Doch anschließend half Biederitz, das ohnehin mit argen Personalsorgen angereist war, der TSG unfreiwillig auf die Sprünge. Ein übermotiviertes Einsteigen vom Sören Große beim Tempogegenstoß von Marius Schwarz zog die Rote Karte gegen den Rückraumschützen des SV Eiche 05 nach sich (15.). „Das kann passieren. Unter dem Strich hatten wir uns kaum einen besseren Gegner für dieses Spiel wünschen können und wir freuen uns auch auf die Duelle gegen Biederitz in der nächsten Saison“, schickte Wiese nachträgliche Glückwünsche zum Klassenerhalt ins Jerichower Land.

Und die Fans erlebten Hübner noch einmal so, wie sie ihn schätzen: einsatzfreudig, zielstrebig und mit zwei Treffern auch torgefährlich.

Die Gäste konnten es dann auch verschmerzen, dass anschließend nur noch die TSG den Ton angab. Nach einem Calbenser 5:0-Lauf zum 15:7 (29.) war die Begegnung praktisch entschieden. Daran änderte sich auch nach der Pause nichts, als natürlich vermehrt der Pass auf die rechte Angriffsseite gesucht wurde. Und tatsächlich: Nach 44:26 Minuten traf Hübner zum zwischenzeitlichen 24:12 und steuerte später noch das 26:18 (57.) bei. Die anschließende Auszeit gehörte einzig und allein dem Hauptakteur des Abends, der in der Spielfeldmitte stand, von der gesamten Halle gefeiert wurde und mit den Tränen rang.

Ein paar Tränen verdrückte Christian Hübner beim Abschied.

Der TSG-Saisonabschluss ist also ebenso fulminant gelungen wie Hübners Abschied. Entsprechend ausdauernd und feuchtfröhlich soll es auch bei den anstehenden Feierlichkeiten zugegangen sein. Und wie begegnet der Verabschiedete nun dem Leben ohne Handball? „Ein Kind, die Familie, das sind natürlich sehr, sehr schöne Abwechslungen. Ida hat den Sport ja auch bereits für sich entdeckt. Vielleicht gehe ich irgendwann unter die Betreuer.“ So oder so darf man davon ausgehen, dass der Name Hübner noch eine ganze Weile mit dem Handball bei der TSG Calbe verbunden bleibt.

Calbe: Wiederhold, Bertram, Krautwald – Barby (2), Krause (3), Gieraths (2), Hulha (1), Lück (2), llgenstein (1), Schwarz (3), Borzucki, Weiß (9/1), Kralik (2), Hübner (2)

Siebenmeter TSG 1/1 – SVE 5/3:

Zeltstrafen: TSG 2 – SVE 1: Rot: Sören Große (15. Foulspiel) -Biederitz

Die „Südkurve“ in der Hegersporthalle bereitete ihrem scheidenden Publikumsliebling ein entsprechend emotionales Finale.  Ob mit Präsenten, Worten oder einer kleinen Choreografie, der Dank für 17 Jahre im Dienst des Teams kannte viele Formen. Fotos (3): Richter

 

Quelle Volksstimme vom 22.05.2017

Dieser Artikel wurde am 22.Mai 2017 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 22.Mai 2017)


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