11. Dezember 2017

Arbeitssieg mit Emotionen für Calbe

Hart erkämpfter Derbysieg beim 28:22 (14:15) für die TSG gegen Lok Schönebeck

Bis zur Pause konnte der Außenseiter von der Elbe überraschend gut mithalten. Am Ende entschied die TSG Calbe dank einer breiteren Bank auch das zweite Derby der Saison für sich.

Von Enrico Joo und Kevin Sager Calbe •

„Hey“, rief Andreas Wiese. Und als Daniel Bertram nicht reagierte, rief der Trainer der Handballer der TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga seinem Torwart ein zweites, diesmal lauteres „Hey“ zu und hob seine flache Hand. „Berti“ wusste, was er zu tun hatte, lief lächelnd zur Trainerbank und gab seinem Coach beim Stande von 24:19 in der 55. Minute nach einer gelungenen Parade ein kumpelhaftes „High five“. Wiese war stolz auf seinen Schlussmann. Völlig zu Recht. Die TSG Calbe gewann das Altkreis-Derby in der Sachsen- Anhalt-Liga gegen Lok Schönebeck vor großer Kulisse mit 28:22 (14:15). Was sich souverän las, war aber für den favorisierten Gastgeber ein überraschend hartes Stück Arbeit. „In der ersten Halbzeit hat mir der Derbycharakter gefehlt“, sagte Calbe-Trainer Andreas Wiese.

Dass das so kommen konnte, hatte er schon vor dem Spiel geahnt. Schon beim Frauenderby zwischen Calbe und Schönebeck davor wuselten Spieler beider Teams in der Halle umher, begrüßiten sich lächend per Handschlag. Der Ex-Calbenser Robert Knörich saß gleich ganz bei den TSG-Spielern. Es war überall zu spüren: Es gibt keinen Hass zwischen den Spielern. Und diese lammfromme Haltung übertrug sich für Calbe auch ins Spiel. „Wir haben in der Abwehr nicht erzählt, nicht zugefasst und uns enorm schwer getan“, erklärte Wiese. Die nötige Aggressivität fehlte den Calbensern völlig. Und so konnte Schönebeck dem Spiel den Stempel aufdrücken. Knörich lief in seiner alten Wirkungsstätte gleich von Beginn an heiß, fischte in den ersten 20 Minuten ein halbes Dutzend Chancen heraus, auch weil die TSG umständlich agierte. Die Lücken wurden weder gesucht noch gefunden und im Angriff zeigten die Gäste das Spiel, das eigentlich Calbe zeigen wollte. Geduldig spielte sich Lok Chancen heraus und verwertete sie auch. 11:7 führte Schönebeck in der 18. Minute, auch zur Pause lag Lok vorn (15:14), obwohl die Personalnot fast nie großer war als am Sonnabend. Mit Denny Schulz hatte Schönebeck nur einen echten Auswechselspieler und spielte trotzdem befreit auf.

Auch Trainer Henning Stapf war voll des Lobes: „Mit dieser Rumpftruppe so ein Spiel zu zeigen, Respekt.“ Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis Schönebeck die Kräfte ausgingen. Beim 17:16 per Konter von Nils Rätzel (35.) ging Calbe das erste Mai in Führung. Danach kam dann die große Zeit des wieder genesenen Maximilian Weiß und seinem Freund, dem Siebenmeterpunkt. Neun Mal trat der 22-Jährige zum Strafwurf an, neun Mal traf er. Sieben Mal allein in der zweiten Halbzeit. Damit ging auch der TSG-Plan voll auf. „Wir wollten in der zweiten Halbzeit breit spielen und Flori (Lück, Anm. d. Red.) sollte dann die Siebenmeter Ziehen. Das haben wir auch so trainiert“, erklärte Wiese. „Ihn konnte keiner stoppen.“

Hoch, höher, Felix Kralik: Der Calbenser Routinier (beim Wurf) traf vier Mai beim Heimsieg der TSG gegen die SG Lok. Foto: Enrico Joo

Und obwohl Lok bis zum 21:19 für Calbe (48.) nur vier Treffer in der zweiten Halbzeit erzielt hatte, war das Spiel noch immer offen. Dann tauchte aber Loks Martin Schröder in die Gefühlswallungen zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ein. Erst markierte der Mittelmann das 19:21 aus Sicht der Schönebecker (48.), dann bekam er noch in der gleichen Minute Rot, weil er in der Abwehr Ronny Krause an den Wurfarm gefasst hatte. „Das war für mich ein Knackpunkt“, sagte Stapf. Denn ohne Schröder trudelten die Elbestädter führungslos ihrem Dilemma entgegen. „Zum Ende hin hat uns dann die Kraft gefehlt. Aus dem Rückraum heraus hat Calbe das dann einfach clever gemacht. Das Ergebnis war am Ende in der Höhe ein bisschen unverdient, aber auch damit können wir leben“, so Stapf. „Die Uberraschung ware aller- dings auch moglich gewesen. Das Spiel heute hat uns aber gezeigt, dass wir gegen die anderen Konkurrenten gerüstet sind, da brauchen wir keine Angst zu haben.“ Der zweite Knackpunkt waren die zwei vergebenen Siebenmeter von Kevin Krause. Daniel Bertram im TSG-Tor war nun der X-Faktor, der das Spiel kippte.

Damit hat die TSG für diese Saison auch klar aufgezeigt, wer das Sagen hat im Altkreis Schönebeck. Schon das Hinspiel hatte Calbe ja 35:25 gewonnen. Das war dann auch beim obligatorischen Siegerkreis nach dem Spiel zu erkennen. „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“, riefen die Calbenser. Einmal rechts herum, einmal links herum mit verschrankten Armen. Die Freude war trotz der wenig feindseligen Stimmung riesig.

Obtigatorisch, aber immer wieder ein Ausdruck purer Freude: Die TSG Calbe trat nach dem Spiel zum Jubelkreis an. Foto Enrico Joo

Calbe: Wiederhold. Bertram – Walther, Haverland (1), Barby, R. Krause (2), Lück (3), Rätzet (2), Schwarz (4), Borzucki (2), Weiß (10/9), Kralik (4)

Schönebeck: Knörich – SchuLz, Bauer (6), Riedel (3), Meißner (5/1), Blumenthal, Karau, Ernst (1), Schröder (1), K. Krause (6/4)

 

Siebenmeter Calbe 9/9-Lok 7/5

Zeitstrafen: Calbe 4 – Lok 4 Rot (o.B.)

Martin Schröder (48.) Rot

(3×2 Minuten): Ron Barby (55.)

Quelle Volksstimme vom 11.12.2017

Dieser Artikel wurde am 11.Dezember 2017 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Männer, Spielberichte abgelegt.


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