26. Juni 2018

Dünne Personaldecke als Ursache für „Seuchensaison“

Frauen der TSG Calbe steigen als Tabellenletzter ab / Neuer Trainer soll für frischen Wind sorgen

Von Tilman Treue

Calbe l Die abgelaufene Saison zählt ohne Zweifel zu den schwärzesten in der Geschichte des Calbenser Frauenhandballs. Wie ein roter Faden zogen sich unglückliche Niederlagen, verpasste Chancen und zunehmende Verzweiflung durch das Jahr. Am letzten Spieltag rutschte das Team schließlich noch auf den zwölften Rang und steigt damit in die Bezirksliga ab. Ein tränenreicher Tag, der aber nur das Ende einer insgesamt traurigen Saison markierte.

Der Knackpunkt war von Beginn an die dünne Personaldecke, denn obwohl dem Trainerteam Frank Falke und Gunnar Lehmann vor der Saison genug Spielerinnen zugesagt hatten, reduzierte sich der Kader aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen um fast eine komplette Mannschaft. „Das war einfach nicht zu kompensieren“, bedauerte Lehmann. So mussten die eben erst in den Frauenbereich gewechselten A-Jugendlichen sofort voll in die Pflicht – mit allem, was in der Landesliga dazugehört. Das kostete besonders in den ersten Spielen Punkte, denn die erfahrenen Mannschaften aus Bernburg, Schönebeck oder Köthen erspielten sich routiniert knappe Siege und ließen die aufopferungsvoll kämpfenden TSG-Frauen mit leeren Händen zurück. Erst Ende Oktober holte sich das Team mit dem 28:26 gegen den Magdeburger SV 90 den ersten Sieg, dem wenig später der zweite gegen Seehausen folgte.

Dennoch zeigte sich, dass die hohe Belastung für einzelne Spielerinnen nicht dauerhaft zu halten war. „Wir haben am Ende oft am Limit gespielt“, beobachtete Lehmann und zog den symbolischen Hut für die dennoch kämpferische starke Leistung des Teams. Keinen Zweifel lässt er auch daran, dass sich die jungen Spielerinnen kontinuierlich entwickelt haben und mannschaftlich immer stärker zusammen gewachsen ist.

Die äußeren Umstände machten indes vor den Trainern nicht Halt, denn auch Frank Falke war beruflich stark eingebunden, versuchte aber gemeinsam mit seinem Co-Trainer Woche für Woche das Optimum herauszuholen, an den Schrauben zu drehen und immer wieder neue Akzente zu setzen. Auch er konnte am Ende aber nicht verhindern, dass die Mannschaft in einen Strudel geriet, der sie immer weiter nach unten zog. Der schließliche Wendepunkt war die Auswärtspartie beim FSV 1895 Magdeburg. In ihrer besten Saisonleistung brachte die TSG den haushohen Favoriten an den Rand der Niederlage, verlor durch einen Siebenmeter in der Schlusssekunde aber dennoch das Spiel. Ab dann brach die Moral endgültig zusammen und obwohl die Saalestädterinnen den Klassenerhalt bis zum Schluss in der eigenen Hand hielten, waren die Akkus nach der kräftezehrenden Saison nicht mehr aufzuladen.

Wenn man in Calbe eines in den vergangenen Jahren bewiesen hat, dann ist das Zähigkeit. Denn aufzugeben, das passt einfach nicht zur Handballhochburg an der Saale. Verein und Mannschaft haben sich mittlerweile mit dem Unausweichlichen abgefunden und bereiten sich auf die Saison im Spielbezirk vor. Mit Ronald Kampe übernimmt ein erfahrener Coach das Ruder, der gemeinsam mit Gunnar Lehmann weiter an der anspruchsvollen Aufgabe arbeiten wird. Denn an der Grundausrichtung hat sich nichts verändert: Unter der Führung einiger erfahrener Spielerinnen soll der Nachwuchs integriert werden. Und wer weiß, vielleicht ist der Schritt zurück nur der Anlauf für den nächsten großen Sprung.

 

Statistisches der Saison 2017/18

485 Tore warfen die TSG-Spielerinnen in den 22 Spielen. Das war mit Abstand der schwächster Angriff der Liga.

Ginge es nach der Abwehrleistung, hätte Calbe am Ende Platz 7 belegt, wozu nicht zuletzt die durchweg starke Torhüterleistung ihren Teil beitrug.

In der Fairness belegte die TSG den zweiten Platz mit 63 Zeitstrafen und keiner einzigen rote Karte. Fairer spielte nur der MSV 90.

Kristin Sroka war mit 113 Toren die erfolgreichste Schützin ihrer Mannschaft. Das macht rein rechnerisch sieben Treffer pro Spiel.

Kristin Sroka (am Ball) ging als Leistungsträgerin bei der TSG Calbe voran. Doch auch die erfahrene Aufbauspielerin konnte den Abstieg der Saalestädterinnen nicht verhindern. | Foto: Enrico Joo

 

Quelle: Volksstimme 23.06.2018

Dieser Artikel wurde am 26.Juni 2018 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 26.Juni 2018)


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