12. Mai 2025

Bundesligaluft in der Hegersporthalle

Der Ex-Calbenser Andreas Wiese gehört seit vergangenem Sommer zum Trainerteam der „Wildcats“ und ist nun mit den Hallenserinnen in die 1. Bundesliga aufgestiegen.

von Tobias Zschäpe

HALLE/CALBE. Nach sieben erfolg­reichen Jahren war im vergange­nen Sommer Schluss. Mit Platz zwei in der damaligen Sachsen- Anhalt-Liga beendete Andreas Wiese seine Zeit als Trainer der TSG Calbe mit einem Erfolgserlebnis. Nachdem er bereits ein Jahr parallel bei der A- und später B-Jugend des SC Magdeburg als Tor­warttrainer aktiv war, hat er sich in­zwischen komplett auf die Arbeit mit den Schlussmännern konzen­triert. Oder besser gesagt Schluss­frauen, denn seit Beginn der lau­fenden Saison ist er für die Torhü­terinnen des SV Union Halle-Neu­stadt zuständig – und machte nun vor wenigen Tagen mit den „Wild­cats“ den Aufstieg in die erste Bun­desliga perfekt.

 

Nächsten Schritt gemacht

„Dass es so schnell Wirklichkeit wird, damit habe ich nicht gerech­net, aber darauf hingearbeitet schon“, macht Wiese deutlich, dass der Aufstieg kein Zufall war. „Julian Bauer, damals Trainer der A-Jugend des SCM, hat mich gefragt, ob ich Bock habe, Torhüter zu trainie­ren – so fing alles an. Während der Zeit beim SCM habe ich gemerkt, dass mir das Coaching von Torhü­tern enorm viel Spaß macht, ich sie entwickeln und somit zum Erfolg einer Mannschaft beitragen kann“, erklärt der Ex-Calbenser.

Um fachlich den nächsten Schritt zu machen, absolvierte er in seiner Zeit bei den Magdebur­gern eine DHB-Zertifikatsausbildung zum Torhütertrainer – und dann kam es, wie es kommen musste. „Es ergab sich eine Mög­lichkeit in Halle bei den ,Wildcats! Und wie der Zufall es wollte, kann­te ich auch die zukünftige Cheftrainerin Ines Seidler. Wir hatten ein großartiges Gespräch und ge­merkt, dass wir die gleiche verrück­te Leidenschaft haben“, lacht Wie­se.

Auch bei den weiteren neuen Vereinskollegen – egal ob Vor­stand, Orga-Team, den „Saalemie­zen“ und anderen Fans, Spielerin­nen oder dem Trainerteam – ver­lief die Eingewöhnung problemlos. „Ich muss rückblickend sagen, dass ich bei meinen Engagements nie Probleme hatte, weil ich immer die Einstellung habe, dass man sich als Trainer an den Verein an­passen muss und nicht der Verein an den Trainer“, macht Wiese seine unkomplizierte Herangehenswei­se deutlich.

Angesichts der hochgesteckten Ziele war ohnehin nicht viel Zeit, sich einzugewöhnen. „Dafür muss­ten und wollten wir gleich funktio­nieren“, erinnert er sich an die An­fangszeit zurück. Denn auf diesem Niveau ist die Woche mit reichlich Handball vollgepackt – trotz des mehrköpfigen Trainerteams.

„Mein Alltag ist voll, weil ich erst nach meiner Hauptarbeit als Fach­kraft für Arbeitssicherheit als Torwarttrainer coachen kann. Mon­tags nach der Arbeit steht die Vi­deovorbereitung, Nachbereitung und Planung an, am Dienstag fah­re ich nach Halle zum Training mit dem Team. Mittwoch steht die Ausarbeitung der Tendenzen und Hinweise zum Wurfverhalten des nächsten Gegners an und Don­nerstag geht es wieder in Richtung Halle zur nächsten Einheit“, gibt Wiese einen Einblick in die Woche eines Zweitligatrainers.

 

Ein kleiner Teil des Erfolges

Etwas Erholung folgt am Freitag. „Da ist nach der Arbeit Familien­tag, um einfach herunterzufahren von der Woche.“ Denn sonn­abends geht es mit dem nächsten Punktspiel weiter. Entweder aus­wärts irgendwo in Deutschland, oder im eigenen „Wohnzimmer“ SWH-Arena. „Sonntag wartet mei­ne Frau darauf, was der Tag bringt und welches Spiel sie sich mit mir anschauen muss“, lacht Wiese.

Der Aufwand wird künftig sogar noch etwas größer. Als Erstligist kommt eine zusätzliche Einheit hinzu.„ Aber ich habe die volle Rü­ckendeckung von meiner Familie und freue mich auf die Herausfor­derung Bundesliga“, blickt er vo­raus. „Ich muss aber auch sagen, dass ich nur ein kleiner Teil des Er­folges bin. Den größten Respekt haben die Mädels verdient, denn sie haben jeden Tag so hart für unsere gesteckten Ziele gearbeitet und ich bin so stolz auf dieses Team, dass wir es geschafft haben.“

Einer der Ersten, die Wiese zum Aufstieg gratuliert hatten, war Calbes Abteilungsleiter Gunnar Leh­mann. Zudem meldeten sich viele weitere befreundete Sportler, Trai­ner und alte Weggefährten. „Ge­freut hat mich auch, dass es einen kleinen Bericht im WhatsApp-Kanal „Gemeinde Bördeland“ zum Aufstieg der .Wildcats’ gab“.

Zu Gast auf eine Apfelschorle

Gerade in Richtung Calbe ist der Kontakt nach den gemeinsamen Jahren weiter sehr gut. „Ich probie­re, mir einige Spiele anzuschauen, wenn es die Zeit zulässt“, so der 44- Jährige. Dreimal hat das bereits ge­klappt. „Ab und zu schaue ich auch abends nach meinem Training bei den Jungs der TSG vorbei und be­obachte, was mein Nachfolger Max Weiß mit seinem Team macht. Nach dem Training quatschen und philosophieren wir zusammen über Handball und trinken eine Apfelschorle“, freut sich Wiese.

Vielleicht kommt es in Zukunft ja sogar zu einem Wiedersehen der besonderen Art in Form eines Freundschaftsspiel zwischen den „Wildcats’ und der TSG. „Leider liegt die Planung nicht in meiner Verantwortung, aber ich kann ja einmal den sportlichen Leiter fra­gen“, macht Wiese den Fans Hoff­nung auf ein wenig Bundesliga- Luft in der Hegersporthalle.

 

Quelle Volksstimme12.05.2025

Dieser Artikel wurde am 12.Mai 2025 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 14.Mai 2025)


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