24. Mai 2022

Kampe-Sieben fühlt sich betrogen

Frauen der TSG Calbe in Oebisfelde und Magdeburg ohne Fortune

Von Tilman Treue

Calbe l Keine Punkte verbuchten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballerinnen der TSG Calbe an ihrem Doppelspielwochenende. Die kleine Serie aus fünf Begegnungen ohne Niederlage ist damit gerissen. Allerdings sind nur die vier Punkte weg, nicht aber der Kampfgeist und die tolle Mannschaftsleistung, die das Team sowohl in Oebisfelde als auch in Magdeburg eindrucksvoll abrief. „Was dieser kleine Kader mental leistet, das habe ich bisher noch nicht erlebt. Es ist unglaublich“, brachte es TSG-Trainer Ronald Kampe auf den Punkt.

Sachsen-Anhalt-Liga, Frauen, SV Oebisfelde 1895 – TSG Calbe 29:28 (12:12)

Mit viel Wut im Bauch fuhren die Saalestädterinnen am Sonnabend aus Oebisfelde nach Hause. „Wir fühlen uns betrogen“, fasste Trainer Ronald Kampe in Worte, was die Mannschaft zunächst runterschluckte. „Sicherlich haben wir eine ganze Reihe hundertprozentiger Chancen nicht genutzt, aber wenn in entscheidenden Phasen durch parteiische Entscheidungen eines Schiedsrichters das Spiel zum Kippen gebracht wird, kann man einfach nicht ruhig bleiben.“

So kam es, dass die Köpfe der wenigen TSG-Spielerinnen auf dem Heimweg doch ein wenig hingen, obwohl sie über 60 Minuten ein Spiel gezeigt hatten, das seinesgleichen suchte. „Was die Mädels hier abreißen, ist unvorstellbar“, lobte der Trainer nach der beeindruckenden Vorstellung. Nur fünf etatmäßige Spielerinnen standen ihm zur Verfügung, der Rest waren A-Jugendliche. „Wir sind sehr stolz darauf, dass sie uns helfen und auch, dass die Frauen sie so wunderbar mitnehmen“, freute sich Kampe. So zeigte Greta Sroka auf Außen ein starkes Spiel und glänzte mit sechs Treffern; auch Vanessa Kunert und Anna Schiefer wussten sich gut einzubringen.

Calbe legte bis zum 6:0 (11.) einen wahren Blitzstart hin. Mit Spielwitz und Tempo gingen die Spielerinnen in die Tiefe und erkämpften sich auf der Gegenseite mit einer engagierten Deckung die Bälle. „Auch die Leistung im Tor hat absolut gestimmt“, schickte der Trainer Anerkennung an Keeperin Josephine Hecker. Oebisfelde nahm früh die Auszeit, biss sich aber zunächst weiter die Zähne aus, denn der Mittelblock um Christiane Wilke und Stevie Mittwollen stand ausgezeichnet (3:10, 17.). Die harte Abwehrarbeit hatte allerdings ihren Preis, denn im Angriff fehlte es der TSG zunehmend an Toren. Nur zwei Treffer in zwölf Minuten, das war zu wenig, um die deutliche Führung zu halten.

Nach dem Wechsel blieb es ausgeglichen. Calbe fand im Angriff wieder besseren Zugriff, überzeugte durch einen eisernen Willen und ein ganz großes Mannschaftsspiel. „Das hat einfach alles gepasst, da kann man gar keinen herausheben“, schwärmte der Trainer. Auf diese Weise erkämpfte sich die TSG das 20:17 (43.) und war drauf und dran, das Spiel endgültig zu übernehmen. „Offensichtlich war das von dem Sportfreund aus Solpke/Mieste aber nicht gewollt“, haderte Kampe mit seiner Meinung nach klaren Entscheidungen gegen sein Team. Die Gastgeberinnen, die vor allem in der Abwehr immer körperbetonter zu Felde zogen, brachte das schließlich zurück. Beim 25:25 (52.) fiel der Ausgleich und 15 Sekunden vor Schluss der Siegtreffer für den SV Oebisfelde.

Auf sein Team ließ der Trainer am Ende nichts kommen. „Das war ganz, ganz stark heute“, richtete er die Worte an die kleine Truppe, die so unglaublich gekämpft hatte, am Ende die Belohnung aber nicht erhielt. „In den vielen Jahren als Trainer habe ich so etwas noch nicht erlebt“, grollte er, „die Mädels taten mit unglaublich leid. Sie sind um den Sieg gebracht worden.“

TSG Calbe: Josephin Hecker, Sophie Sens – Michelle Feilhaber (5), Juliane Gaul (10/1), Vanessa Kunert, Stevie Mittwollen (3/1), Anna Schiefer (1), Greta Sroka (6), Christiane Wilke (3)

Siebenmeter: Oebisfelde 4/4 – Calbe 3/2

Zeitstrafen: Oebisfelde 4 – Calbe 4

 

Sachsen-Anhalt-Liga, Frauen, HSV Magdeburg – TSG Calbe 28:22 (14:12)

Nur 19 Stunden nach dem kräftezehrenden Auswärtsspiel in Oebisfelde stand die TSG, unterstützt durch zwei weitere A-Jugendliche, bereits das nächste Mal auf der Platte. „Dass sie nach gestern heute wieder so ein unglaubliches Spiel abspulen, ist einfach nur der Hammer“, fehlten Ronald Kampe nahezu die Worte. Von Beginn an zeigte sich das Team gegen den Tabellenführer HSV Magdeburg voll auf der Höhe und hielt die gesamte erste Hälfte stets den Anschluss. „Ich bin unglaublich angetan von den fünf Frauen, die das beide Tage durchgezogen haben.“ Wie schon in Oebisfelde glänzte Michelle Feilhaber im Aufbau und dirigierte das Spiel ausgezeichnet. Mit Christiane Wilke am Kreis und Juliane Gaul sowie Stevie Mittwollen auf den Halben harmonierte das Calbenser Spiel perfekt. Pässe fanden ihren Weg, das Tempo blieb hoch – es sah einfach gut aus. „Sie haben nie aufgegeben und ganz viel Spaß am Spiel gehabt.“

Beim 16:16 (38.) glich Calbe zum letzte Mal aus. Zwar gelang in der Folge immer mal wieder der Anschluss, das Spiel zu drehen dann aber nicht mehr. „Wir hätten einige Male ausgleichen oder sogar in Führung gehen können“, so der Trainer, „scheitern aber wiederholt bei Hundertprozentigen.“ Sicherlich auch eine Konzentrationsfrage, denn die Reserven waren in der Schlussviertelstunde dann doch langsam aufgebraucht. „Am Ende haben wir durchgewechselt, um einfach auch den jungen Spielerinnen ihren Anteil zu geben und uns für die Unterstützung zu bedanken“, erklärte Kampe, der für das Miteinander im Team auch diesmal nur lobende Worte fand. Am Ende geht die 22:28-Niederlage somit in Ordnung. „Glückwunsch an den HSV zum Meistertitel.“

TSG Calbe: Josephin Hecker, Sophie Sens – Michelle Feilhaber (4), Juliane Gaul (8/1), Fritzi Herzig, Vanessa Kunert, Anne Marx, Stevie Mittwollen (4/2), Anna Schiefer (1), Greta Sroka (3), Christiane Wilke (2)

Siebenmeter: HSV 2/2 – Calbe 4/3

Zeitstrafen: HSV keine – Calbe 5

Dieser Artikel wurde am 24.Mai 2022 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 24.Mai 2022)


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