1. September 2012

Abteilungsleiter Gunnar Lehmann im Volksstimme-Interview

Die Handballer der TSG Calbe haben – passend zum Jubiläum „90 Jahre Handball in Calbe“ – eines der erfolgreichsten Jahre seit der Wende absolviert, womit die Messlatte für die kommende Saison natürlich sehr hoch ist. Volksstimme-Sportredakteur Frank Nahrstedt sprach mit dem Abteilungsleiter über Ziele im Senioren- und Nachwuchsbereich.

Gunnar Lehmann

TSG-Abteilungsleiter Gunnar Lehmann sprach mit Volksstimme-Sportredakteur Frank Nahrstedt über die Erfolge der zurückliegenden Saison und die Aussichten der Spielzeit 2012/2013

Volksstimme: Herr Lehmann, nimmt die Abteilung die Herausforderung an, diese Leistungen der vergangenen Saison zu bestätigen?

Gunnar Lehmann: Die vergangene Spielzeit wird sicherlich nicht zu toppen sein. Ich möchte mich rückblickend bei allen bedanken, die daran tatkräftig mitgewirkt haben. Wir können nur versuchen, an diese Ergebnisse anzuknüpfen, vor allem, was den Nachwuchsbereich betrifft. Denn viele Mannschaften wechseln in die höhere Altersklasse, wo das erste Jahr zumeist eine Art „Lehrjahr“ ist. Titel sind für uns aber nicht entscheidend. Wir wollen unsere Philosophie fortführen und den Kindern und Jugendlichen eine leistungsorientierte Ausbildung ermöglichen. Dies soll sich dann in den Zielmannschaften Erste Männer und Erste Frauen niederschlagen. Wir werden konsequent weiterarbeiten, die Talente heranführen und auch in der kommenden Saison als Bezirks-Leistungsstützpunkt tätig sein.

Volksstimme: Bis auf die A-Jugend sind alle Altersklassen doppelt besetzt. Wie stemmt die TSG Calbe die Ausbildung der vielen handballbegeisterten Kinder?

Lehmann: Für die weibliche A-Jugend gab es zu wenige Spielerinnen, weshalb diese komplett in der zweiten Frauenmannschaft eingesetzt werden. Wir beginnen mit akribischer Nachwuchsarbeit und Talentsichtung bereits im Kindergarten, mit Arbeitsgruppen und Kooperationen mit Grundschulen in Calbe und Umgebung sowie mit Fahrdiensten für auswärtige Kinder, wo die Eltern berufsbedingt nicht fahren können. Des Weiteren wollen wir die Handballabteilung attraktiv halten.

Volksstimme: War die Nachwuchs-Abteilung schon einmal größer als derzeit?

Lehmann: Die geburtenschwachen Jahrgänge haben sich auch bei uns bemerkbar gemacht. Wir haben insgesamt 420 Mitglieder, davon sind etwa 160 Kinder und Jugendliche. Damit sind wir in Anbetracht der rückläufigen Geburten- und Bevölkerungszahlen sehr zufrieden. Doch ohne die Kinder aus den umliegenden Orten ist das schon nicht mehr realisierbar.

Volksstimme: Wie groß ist denn das Einzugsgebiet der Calbenser Handballer?

Lehmann: Wir haben Talente aus Mühlingen, Barby, Zens, Schönebeck, sogar aus Altenweddingen und Magdeburg. Man muss aber ganz klar sagen, dass sich unsere Qualität in der Nachwuchsarbeit herumspricht. Die Kinder bekommen bei uns eine solide und fachlich qualifizierte Ausbildung.

Volksstimme: Mit Andreas Wiese und Rolf Schwarz wurde das Trainerteam erweitert. Hat das die Qualität gesteigert?

Lehmann: Ja, das kann man so sagen, weil wir zwei erfahrene und qualifizierte Mitstreiter verpflichtet haben, die von sich aus auf uns zu gekommen sind und bei uns arbeiten wollten. Beide Trainer sind von den jeweiligen Mannschaften sehr gut aufgenommen worden. Andreas Wiese zum Beispiel ist vollkommen begeistert von seiner neuen Aufgabe, er war ja bisher nur Männertrainer. Von daher sind wir im Jugendbereich noch breiter aufgestellt.

Volksstimme: Im Erwachsenenbereich konnten sich die Ergebnisse im vergangenen Jahr ebenfalls sehen lassen. Eine große Bürde für die Teams?

Lehmann: Ich denke schon. Die Männer haben ja mit dem Vize-Landesmeistertitel die Messlatte hoch gelegt, die Erwartungshaltung ist in diesem Jahr sehr groß. Unser Ziel ist, wieder um eine Medaille mitzuspielen. Die Frauen haben sicherlich ein schwieriges Jahr vor sich. Wir haben aber mit Frank Mühlner auch frischen Wind und einen anderen Reizpunkt. Knackpunkt ist sicherlich, wie wir uns mit unserem relativ kleinen Kader mit Spielerinnen aus der Umgebung gegenüber den personell starken Mannschaften, beispielsweise aus Sachsen, behaupten können. Aber die Frauen wissen um die Schwere der Aufgabe und gehen sie mit viel Selbstbewusstsein an. Das Ziel ist eindeutig Klassenerhalt.

Mandy Wenzel, Rene Huhla und Kristin Sroka

Mandy Wenzel, Rene Huhla und Kristin Sroka (v.l.n.r.) gehören in der ersten Frauen bzw. ersten Männermannschaft zu den Säulen ihres Teams und stammen allesamt aus der Calbenser Nachwuchsabteilung

Volksstimme: Treten beide Teams in Ligen an, die für die Zuschauer attraktiv sind?

Lehmann: Das hoffe ich. Ich rechne bei den Männer-Heimspielen mit hohen Besucherzahlen. Nicht zuletzt sind die Derbys gegen Schönebeck, Glinde, Staßfurt II oder Langenweddingen sehr interessant. Es hängt aber auch von den Erfolgen ab. Spielt man oben mit, kommen erfahrungsgemäß mehr Fans. Bei den Frauen sind die Zuschauerzahlen, obwohl sie eine Liga höher spielen, nicht so hoch wie bei den Männern. Das war aber schon immer so, obwohl sie einen attraktiven Handball spielen. Es wird von den Zuschauern aber – aus welchen Gründen auch immer, nicht so angenommen. Bei den Derbys gegen Magdeburg, Niederndodeleben, Salzland oder Haldensleben erhoffe ich mir eine gut gefüllte Halle und viel Unterstützung vom achten Mann.

Volksstimme: In der Männermannschaft gibt es ausschließlich „Ur-Calbenser“. Passen die Neuzugänge in das Team?

Lehmann: Es sind keine echten Neuzugänge. Christopher Pflug kommt vom HC Einheit Halle II. Er studiert in Magdeburg, seine Freundin wohnt in Calbe. Er hat uns gefragt, ob er bei uns spielen darf, wurde getestet und ins Team aufgenommen. Sascha Niemann lief schon mit unserer erfolgreichen A-Jugend auf, aus der beispielsweise René Hulha, Felix Kralik oder Mathias Walter aus der Ersten hervorgegangen sind. Sascha hat einige Jahre pausiert und gehört zum erweiterten Kader. Inwieweit er regelmäßig in Calbe sein kann, wird sich zeigen, da er mit der Bundeswehr in Berlin stationiert ist. Wir haben aber auch in diesem Jahr die Situation, dass wir einige Polizisten und Schichtarbeiter haben, die nicht regelmäßig zum Training kommen können. Durch die Größe des Kaders kann man das aber etwas kompensieren. Eine Einheit wird gemeinsam mit der Zweiten absolviert.

Volksstimme: Welche Mannschaften gehören für Sie zum Favoritenkreis in der Sachsen-Anhalt-Liga?

Lehmann: Ich zähle Wittenberg-Piesteritz dazu, Langenweddingen, Haldensleben und den BSV Magdeburg sowie die TSG Calbe.

Volksstimme: Das Team hat sich personell etwas verändert. Wie stark schätzen sie die Männer ein?

Lehmann: Björn Rätzel ist beruflich in Frankfurt/Main, wird das Team aber, wenn er es realisieren kann, unterstützen. Keeper Robert Knörich ist zu Lok Schönebeck gewechselt. Maximilian Kralik steht aktuell aus disziplinarischen Gründen nicht mehr im Kader. Mit Christopher Pflug und Sascha Niemann haben wir zwei Spieler dazubekommen. Ich denke aber, das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Aber von der Kompaktheit her haben wir vor allem in der vergangenen Saison einen Schritt nach vorn gemacht. Aber das Team hat den Zenit noch nicht erreicht.

Volksstimme: Auf welche Spiele freuen Sie sich am meisten?

Lehmann: Auf die Derbys gegen Glinde, Lok, Langenweddingen und Staßfurt. Das sind immer Highlights. Da ist die Halle voll, die Stimmung gut.

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 01. September 2012

Dieser Artikel wurde am 01.September 2012 von Stefan Lenhart veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 17.September 2012)


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