16. Oktober 2019

Frauen: Partie kippt in Halbzeit zwei

Wo die Handballerinnen des TSV Niederndodeleben auftauchen, wird es laut. Die Trommlertruppe gilt nicht umsonst als achter Mann in der Halle und trägt wohl wesentlich zur vielbeschworenen Heimstärke in der Wartberghalle bei. Der fiel nun auch die bisher recht souverän agierende TSG Calbe zum Opfer. Trotz spielerischer Überlegenheit gaben die Handballerinnen das Spiel in der zweiten Hälfte aus der Hand, bauten den Gegner mit eigenen Fehlern auf und hinterließen einen phasenweise kopflosen Eindruck.

„Das, was wir beim letzten Mal gut gemacht haben, hat diesmal nur teilweise geklappt“, ärgerte sich TSG-Trainer Ronald Kampe nach der unnötigen Niederlage. „Wir haben uns von unserer Linie abbringen lassen und das Spiel letztlich vom Kopf her verschenkt“, resümierte er und machte den entscheidenden Knick in der Halbzeitpause aus. Bis dahin war auf TSG-Seite alles weitgehend in Ordnung: Der Ball lief sicher, nach der ersten Viertelstunde lag das Team durch Treffer von Kristin Sroka und der unermüdlichen Christiane Wilke 8:5 vorn und erhöhte wenig später auf 11:6 (19.). Doch der gute Vorsprung täuscht darüber hinweg, dass der Calbenser Angriff an diesem Tag nicht auf der Höhe war. Zahlreiche Chancen blieben schon im ersten Durchgang ungenutzt, der Tiefendruck ließ immer weiter nach und die an sich ordentlichen Deckungsarbeit erhielt nicht die passende Belohnung im Angriff.

Nach dem Wechsel kippte die Partie dann endgültig. Die Gastgeberinnen spielten zunehmend körperbetont und verschafften sich dadurch Räume. Dennoch hielt die Abwehr, im Gegensatz zum Angriff, der nun vollends zusammenbrach. „Wir haben es einfach nicht hinbekommen und zu viele einfache Fehler gemacht“, bemängelte der Trainer, der bei seinen Spielerinnen zudem immer größeren Unmut beobachtete, „zum Beispiel das Stoßen beim Wurf, was so gut wie nie geahndet wurde – das schafft irgendwann natürlich Frust, das verstehe ich auch.“ Das Problem dabei: Dadurch waren die Calbenserinnen mit dem Kopf einfach zu oft woanders, haderten mit sich und den Entscheidungen. „Wir verlieren das Spiel, weil wir nicht in die Nahtstellen gehen, nicht konsequenter und auch disziplinierter auftreten,“ räumte Kampe vor allem mit Blick auf das letzte Viertel ein.

Und das hatte es wahrlich in sich. Dass die Fans in Niederndodeleben ein eigener Schlag sind, ist in der Handballszene bekannt. Da wird schon einmal die eigene Siebenmeterschützin ausgebuht, wenn sie an der Calbenser Torhüterin scheitert. Kommt es aber darauf ab, stützen sie ihre Mannschaft wie bei keinem anderen Sachsen-Anhalt-Ligisten. So geschehen auch nach dem letztmaligen Ausgleich (23:23, 53.), als es die Trommler waren, die ihr Team für jedes Tor feierten, als wäre es schon der Sieg. Mit Erfolg, denn Calbe ließ auch das auf sich wirken, verlor immer mehr den Kopf und lud die Gastgeberinnen mit fahrigen Zuspielen zu Gegenstößen ein. Die nahmen die Geschenke dankbar an und jubelten am Ende. So laut, dass man es wohl durch das ganze Dorf hörte. Natürlich mit den Trommeln als Untermalung. (ttr)

Alexandra Baier, Josephin Hecker, Ulrike Neumann – Michelle Feilhaber (1), Juliane Gaul (6/2), Maria Herrmann (1), Stefanie Lenhart (3), Elisa Mennecke (2), Lisann Neumeister, Kristin Sroka (6), Melanie Thiele (1), Annika Thieme, Christiane Wilke (7), Josephin Wurbs

Siebenmeter: TSV 7/3 – TSG 2/2
Zeitstrafen: TSV 4 – TSG 6
Rote Karten: Jessica Reß (TSV, 30., grob unsportliches Verhalten), Juliane Gaul (TSG, 49., 3×2 Minuten)

Dieser Artikel wurde am 16.Oktober 2019 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt. (aktualisiert: 17.Oktober 2019)


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