4. Juli 2022

Aufstieg per Losentscheid

TSG Calbe II kehrt durch die Hintertür in die Verbandsliga zurück / Mitglied der Nordstaffel

 

Nachdem vor gut einer Woche der letzte Auf­stiegsstrohhalm nicht er­griffen werden konnte, hat sich das Blatt für die Handballer der TSG Calbe II nun nochmals gewen­det. Der Vizemeister der Bezirksliga West darf nun doch in die Verbandsliga aufsteigen.

Von Michael Jacobs Calbe • „Ich habe so etwas in all meinen Jahren im Verein noch nicht erlebt und bin maßlos enttäuscht. Ich habe immer geglaubt, eine Zusage und Ehr­lichkeit zählen etwas, aber da bin ich wohl auf dem Holzweg oder von gestern.“ Diese Aussa­ge stammt von Gunnar Leh­mann, Handball-Abteilungs­leiter bei der TSG Calbe, und ist ziemlich genau vier Jahre alt.

Im Sommer 2018 musste Lehmann schweren Herzens verkünden, dass die zweite Mannschaft des Vereins aus der Verbandsliga zurückgezo­gen wird. Grund waren perso­nelle Abgänge die nicht ge­räuschlos vonstatten gingen und viele enttäuschte Gesich­ter zurückließen. Doch Leh­mann richtete den Blick da­mals bereits nach vom. „Wir werden jetzt alles genau analy­sieren und hinterfragen. Ziel wird es sein, eine neue TSG-Reserve aufzubauen und in der Saison 2019/20 an den Start zu bringen.“ Dieses Vorhaben ge­lang. Und nun, zwei Jahre nach der Neugründung, ge­lingt auch die Rückkehr in die Verbandsliga.

Deren Zustandekommen ist gleichermaßen überraschend wie kurios. In den vergange­nen Tagen überschlugen sich regelrecht die Ereignisse. Zu­nächst wurde durch Mann­schaftsrückzüge ein Platz in der Südstaffel frei. Da der USV Halle III, der HSV Haldens­leben II und eben die TSG Calbe II als Bezirksligavertreter ihrer Aufstiegsbereitschaft signali­siert hatten, musste eine Lö­sung her.

Kurzerhand setzte der Handballverband Sachsen An­halt (HVSA) eine Qualifikationsturnier an. Neben eini­gem Hin und Her bezüglich des Spielortes – hier fiel die Wahl schlussendlich auf Frankleben – signalisierte der HSV Hal­densleben sofort, dass er seine Reserve in der Kürze der Zeit nicht spielfähig bekommt.

Und auch in Calbe gab es an der Personalfront Probleme. „Der Termin war halt vorher nicht bekannt und dementsprechend hatten sich viele Spieler etwas vorgenommen“, berichtete Lehmann. Unter anderen hatten einige Spieler Festivalkarten, die nicht mehr zurückgegeben werden konn­ten. „Sowas ist ja auch kosten­intensiv und dann kann man das auch nicht einfach absagen wenn man die teuren Karten nicht mehr los wird“, so Calbes Abteilungsleiter. Dieser er­gänzte: „Und wenn wir da mit sieben Leuten hingefahren wä­ren, hätte es ja sportlich auch wenig Wert gehabt.“

Dementsprechend spielte auch Calbe nicht und der USV Halle III stand kampflos als Verbandsliga-Aufsteiger fest. Der freie Startplatz in der Süd­staffel war damit belegt.

Nur einen Tag später sicker­te dann der überraschende Rückzug der HSG Osterburg aus der Nordstaffel durch. Die Osterburger schließen sich Ligakonkurrent SG Seehausen an. Damit sollen auch hier per­sonelle Probleme dauerhaft ge­löst werden.

Daraus resultierend wurde nun ein weiterer Aufsteiger ge­sucht und damit waren die Sachsen-Anhalt-Liga-Reserve-Teams aus Haldensleben und Calbe plötzlich wieder im Ren­nen. Jedoch stand der HVSA schnell vor einem weiteren Problem. Das offizielle Saison­ende am 30. Juni war faktisch erreicht. Es gab deshalb keine Möglichkeit mehr, ein Aus­scheidungsspiel zwischen Hal­densleben II und Calbe II anzu­setzen. So entschied man sich zu einem Losentscheid, durch den die Wahl auf Calbe fiel und die Haldensleber die Niete zo­gen. „Es ist schon ein bisschen kurios, aber wir nehmen es gerne an. Wir wollen das Level unserer Zweiten durch diesen Schritt noch mal deutlich an­heben“, kommentiert Leh­mann die Geschehnisse. Dass es für die Calbenser nun in die Nordstaffel geht, stört an der Saale niemanden. „Die Staffel ist für uns völlig egal. Es wird sportlich so oder so schwer, aber die Mannschaft nimmt die Herausforderung an“, so Lehmann.

 

Geführt wird das Team nach dem freiwilligen Rückzug von Peter Weiß nun vom bisheri­gen Co-Trainer Holger Leh­mann. Ihm assistiert mit Tobi­as Tischler ein ehemaliger Spieler, während Wolf-Carsten Richter Mannschaftsbetreuer bleibt.

Dieser Artikel wurde am 04.Juli 2022 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt. (aktualisiert: 04.Juli 2022)


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