24. Oktober 2017

Frauen völlig neben der Spur

Mit einer deutlichen 14:23 (7:10)-Pleite beim HC Salzland 06 sind die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballerinnen der TSG Calbe endgültig am Tabellenende angekommen. Waren die bisherigen Leistungen spielerisch in Ordnung, stand das Team in der Merkewitz-Halle völlig neben sich.

Die Frauen der TSG Calbe um Michelle Feilhaber (l.) schlugen sich wieder einmal selbst und kassierten eine hohe Derbyniederlage beim HC Salzland um Victoria Göpel. | Foto: Sven Brückner

Das Ende bahnte sich rund um den Halbzeitwechsel an. Beim 7:6 (24.) durch Lisa-Marie Prokop lag die TSG noch in Führung. Nur neun Spielminuten später stand es 12:7 für den HC Salzland. Die Angst vor dem Gegner, vor der eigenen Verantwortung und das Hadern mit den Entscheidungen der Unparteiischen prägten von da an endgültig die bisher schwächste Vorstellung der Saalestädterinnen.

„Wir haben heute gegen drei Gegner gespielt: Salzland, die Schiedsrichter und uns selbst“, resümierte Trainer Frank Falke, musste aber am Ende eingestehen, dass es vor allem der letzte der drei Gegner war, der die hohe Niederlage ausmachte. „Da waren Entscheidungen dabei, die haben wir nicht verstanden“, blickte er zunächst auf die Unparteiischen, um aber sofort wieder zur Mannschaft selbst zurückzukommen. Denn das Problem lag auch hier: „Wir können das dann nicht verarbeiten, weil wir einfach zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind und schleppen es mit.“ Und so hat die TSG wohl am Ende in erster Linie gegen sich selbst verloren.

Von Beginn an wirkte Calbe im Angriff regelrecht verängstigt, verschenkte dadurch reihenweise Möglichkeiten. Ausgeglichen wurde das zunächst noch durch eine starke Abwehrleistung, die auch die Erfolgsquote der Salzländerinnen spürbar minimierte. „Wir zwingen den Gegner zu Würfen aus ungünstige Positionen“, beobachtete Falke, „machen aber nichts daraus.“ Und da die einen nicht wollten, die anderen nicht konnten, fielen eben kaum Tore. Der Stand von 7:7 nach 25 Minuten spricht Bände.

„Mit der Chancenverwertung in der ersten Hälfte können wir nicht zufrieden sein“, räumte auch Salzlands Co-Trainerin Sylvia Breitenstein ein, hatte aber immerhin den zweiten Durchgang auf ihrer Seite. „Wir haben es Calbe dann nicht mehr so leicht gemacht und unsere Möglichkeiten besser genutzt.“ So bekamen die Bodestädterinnen ihre völlig verunsicherten Gäste nach dem Wechsel zunehmend auf die Rolle, spielten immer befreiter auf und ließen den Ball gut laufen. „Sie haben sehr gut miteinander gespielt, das war am Ende unser Vorteil“, war sie sich sicher. Für die Stimmung in der Mannschaft war der Sieg ohnehin Balsam. „Das tat für die Mädels richtig gut“, ergänzte sie glücklich.

Grund zu warmen Worten gab es für Frank Falke hingegen nicht. Wo man auch hinschaute, die TSG-Sieben war ein Schatten ihrer selbst. Vier Mal agierten die Saalestädterinnen in Überzahl, nicht ein einziges Tor konnten sie daraus schöpfen. Im Gegenteil, auch dann rammte sich die sechsfache HCS-Schützin Yvonne Sachse noch mitten durch das Abwehrzentrum, tanzte sich Victoria Göpel außen vorbei. „Am Anfang haben wir gut gestanden, dann aber sowohl im Angriff als auch in der Deckung unsere Linie verlassen“, resümierte der Trainer, der seinen Schützlingen erneut einen mangelnden spielerischen Egoismus vorwarf: „Wir bauen keinen Druck zum Tor auf, wollen gar nicht werfen, sondern die Verantwortung weitergeben.“ Das Resultat daraus war die hohe Anzahl an Technik- und Regel-Fehlern, die die Gastgeberinnen natürlich dankbar annahmen und in einfachste Tore ummünzten.

So entschied letztlich das Zusammentreffen von schwachem TSG-Angriff und starker HCS-Abwehr die Partie, die sicherlich keinen schönen Handball, aber dank der Fans wenigsten etwas Derby-Atmosphäre bot. Die Salzländerinnen stabilisierten mit den zwei Punkten erst einmal ihre Lage und bleiben auf Rang neun in Schlagweite zum Tabellenmittelfeld. Calbe hingegen hat nach der sechsten Niederlage nun endgültig den Bodensatz erreicht und muss die Blamage in Staßfurt schnellstmöglich abhaken, um den Kopf frei zu haben und endlich mit dem Punktesammeln anzufangen. (ttr)

Alexandra Baier, Michaela Möhring – Angelina Dähms, Michelle Feilhaber (1), Juliane Gaul (5), Elisa Mennecke, Lee-Ann Neetz (2), Lisa-Marie Prokop (1), Kristin Sroka (4/1), Mandy Wenzel (1)

Zeitstrafen: HCS 4 – TSG 4
Siebenmeter: HCS 6/4 – TSG 1/1

Dieser Artikel wurde am 24.Oktober 2017 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


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