28. Januar 2020

Ein Spiel auf Messers Schneide

Wenn ein Trainer auch den einen oder anderen Fehler eingesteht, zeugt das von wahrer Größe. Denn Ronald Kampe, Trainer der Handballerinnen der TSG Calbe, sucht nicht die Schuld bei seinem Team, sondern eher bei sich selbst. „Ich hätte mehr rotieren sollen. Ich denke, in Hälfte zwei hat so auch etwas die Kraft gefehlt“, erklärte der Coach des Sachsen-Anhalt-Ligisten im Nachgang. „Wir haben das Spiel über weite Teile dominiert, aber die Schönebeckerinnen haben eben ein gutes Umkehrspiel und spielen gute Konter“, sagte Kampe. Aus diesen Gründen schnappten sich die Schönebeckerinnen den Derbysieg und bejubelten lautstark den 30:28 (13:14)-Auswärtserfolg.

TSG-Spielerin Michelle Feilhaber (l.) kann in dieser Situation Schönebecks Vivien Goldgraebe nicht halten. | Foto: Kevin Sager

Die Anfangsphase der Partie dominierten allerdings die Calbenser. Dabei waren die Gastgeberinnen vor allem gefährlich aus dem Rückraum. „Unsere Abwehr hatte keinen Zugriff. Auch die Torhüterinnen haben am Ball vorbei gegriffen“, beobachtete SG Lok-Coach Dirk Schedlo. Der Torhüterwechsel, Isabel Krakau kam für Liza Nowicki in den Kasten, sollte die nötige Sicherheit bringen. „Die Abwehr hatte dann besseren Zugriff“, so Schedlo. Bis zur Pause waren die Schönebeckerinnen wieder dran (13:14).

Und während Kampe mit seinen Entscheidungen nicht immer richtig lag, fruchteten die Umstellungen von Schedlo. In der Defensive stellten die Schönebeckerinnen um, wechselten auf eine 5-1-Abwehr und stellten die Calbenserinnen damit vor große Herausforderungen. „Das Spiel stand bis zum Ende auf Messers Schneide“, sagte Schedlo.

TSG-Spielerin Kristin Sroka wurde in die Manndeckung genommen und das war im Endeffekt auch der Schlüssel zum Erfolg. „Mit den schnellen Leuten haben die Schönebeckerinnen dann immer wieder Konter gefahren“, beobachtete Kampe. „Wir hatten zudem viele Fehlwürfe und wurden immer unsicherer.“

Eine kleine Mitschuld daran tragen auch die Unparteiischen laut Aussage des Calbenser Trainers. Denn mit den Entscheidungen war Kampe nicht immer zufrieden. Schedlo hingegen lobte das Verhalten der Saalestädterinnen: „Es war ein hartes und intensives Spiel. Dennoch war es eine faire Begegnung.“

Und während den Calbenserinnen nichts mehr einfiel und die Kraft nachließ, setzte Schönebeck die richtigen Nadelstiche: „Das war von meinem Team gut gelöst. Es hat keine zehn Sekunden gedauert, da lag der Ball im gegnerischen Netz“, lobte Schedlo die fulminante Schlussphase seiner Mannschaft, als aus einem 26:28-Rückstand (55.) der 30:28-Endstand erzielt wurde. Des einen Glück ist eben auch des anderen Leid.

Josephin Hecker, Alexandra Baier, Ulrike Neumann – Elisa Mennecke, Stevie Mittwollen (7), Melanie Thiele (3), Janna Kopmann (1), Kristin Sroka (4), Mandy Wenzel, Juliane Gaul (6/2), Michelle Feilhaber (5), Annika Thieme, Antje Schreiber (2)

Zeitstrafen: TSG 3 – SG Lok 3
Siebenmeter: TSG 2/2 – SG Lok 8/10

Text: Kevin Sager – Volksstimme Schönebeck, 28. Januar 2020

Dieser Artikel wurde am 28.Januar 2020 von Tilman Treue veröffentlicht und wurde unter Frauen, Spielberichte abgelegt.


verwandte Artikel