4. Januar 2024

Noch nicht am Limit

Die TSG Calbe ist in der Sachsen-Anhalt-Liga noch ungeschlagen und rangiert derzeit auf Platz zwei. Dennoch sieht TSG-Coach Andreas Wiese bei seinen Handballern noch deutliches Steigerungspotenzial

von Maria Kurth

Calbe. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass ein dritter Tabel­lenrang im Vorjahr die Ansprüche neu definiert und die Ziele auto­matisch höher setzt. Das ist auch bei den Handballern der TSG Calbe nicht anders. Nach einer star­ken Hinrunde rangieren die Salz­länder auf dem zweiten Platz, sind noch ungeschlagen und stellen in der Sachsen-Anhalt-Liga eine der besten Abwehrreihen der Liga. Eigentlich alles Gründe, um vollends zufrieden auf diese erste Halbserie   zurückzublicken. „Wenn man die Tabelle betrachtet, sind wir schon zufrieden. Wir wollen da oben hin, ins obere Ta­bellendrittel, und das haben wir bis hierhin erstmal geschafft“, so Trainer Andreas Wiese.

Doch immer dort, wo die An­sprüche hoch sind, wird eben auch schnell der Finger in die Wunde gelegt. Um noch besser zu werden. „Mit unserem Angriffs­spiel bin ich nicht zu 100 Prozent zufrieden“, so Wiese. „Wir machen viele Spiele, die wir dominieren, nochmal spannend, weil wir im Abschluss nicht konsequent ge­nug agieren. Da müssen wir in der Rückrunde besser werden.“

Ein Beispiel: Beim HC Burgen­land II dominierten die Calbenser die Partie von Beginn an und zo­gen schnell zum 10:4 nach 15 Mi­nuten davon. „Da sind wir absolut dominant und dann gibt es wie­der diesen Bruch“, blickt Wiese zu­rück. „Dann geraten wir in einen Strudel, aus dem wir nicht mehr rauskommen.“ Am Ende trennten sich beide Teams 23:23 – eins von drei Unentschieden in der laufen­den Saison.

„Auch gegen Halle lassen wir dann nach einer Fünf-Tore-Führung die Zügel schleifen und brin­gen sie zurück ins Spiel“, erinnert sich Wiese. Hier trennten sich beide Mannschaften am Ende eben­so remis (30:30) – erneut ein ver­schenkter Punkt im Rennen um die Tabellenspitze.

Denn genau da wollen die Calbenser im Idealfall hin. „Wenn man in Calbe spielt, will man im­mer unter die ersten Drei. Dem­entsprechend ist das auch unser Ziel“, so Wiese. Doch um Ligapri­mus SV Oebisfelde, der in 14 Spie­len lediglich gegen Calbe einen Punkt abgeben musste, gefährlich zu werden, muss der top besetzte Angriff der TSG sein Potenzial besser ausspielen. Das zeigt auch ein Blick auf die Statistik: Mit 401 erzielte Treffern rangiert Calbe in der Tor-Tabelle nur mit Mittelfeld. „Vor allem der Rückraum links ist aktuell unsere Achillesferse“, sagt Wiese. „Da haben wir eigentlich brachiale Wurfgewalt und drei Top-Spieler, aber in den Spielen können wir das noch nicht so umsetzen.“ Und auch hier ist es das bekannte Jammern auf hohem Niveau. Denn: Mit Kevin Reiske hat Wiese auf dieser Position einen Top-Ten-Werfer in der Liga in seinen Reihen (92 Tore in 14 Partien). „Natürlich ist das eine starke Quote, aber auch er spielt noch nicht die optimale Saison.“ Mit Maximilian Kralik und Nachwuchsta­lent Malte Gottschalk ist die TSG auf dieser Position stark besetzt .Woran es ge­nau liegt im Angriff, kann ich nicht sagen“, so Wiese. „Wir wechseln schon viel durch, weil wir auch den breiten Kader dafür haben. Diese nahtlosen Übergän­ge in der Leistung waren dann nicht immer gegeben. Daran müs­sen wir arbeiten.“

 

 

Keine Baustelle, sondern eher ein Leuchtturm im Spiel der TSG ist hingegen die Torhüterposition. Mit dem erfahrenen Daniel Bert­ram haben die Salzländer einen Keeper in ihren Reihen, der vor al­lem im Eins-gegen-Eins seine Stärken ausspielt. Hinzu gesellt sich mit Leon Dobertin ein junger Torhüter, „der alles aufsaugt, was ich ihm mit auf dem Weg gebe“, so Wiese. Calbes Coach ist sich si­cher: „Ohne die beiden würden wir nicht da oben stehen. Ihre Quoten sind unfassbar stark und sie haben uns in vielen Spielen gerettet“ Ein Ausdruck dessen ist auch die Gegentor-Statistik. 333 Treffer kassierte die TSG in 14 Spielen – nur Oebis­feldes Abwehr hat einen besseren Wert.

Doch aus Zahlen und einzel­nen Spielanalysen zieht Wiese nicht seinen Optimismus für die kommende Rückrunde. „Mich freut es eher, wenn Spieler wie Paul Steffen wieder Leistungsträ­ger sind oder Nachwuchsspieler wie Malte Gottschalk ihre starken Momente haben. Das sind für mich Highlights.“

Und an diesen Highlights wird es – zumindest mit Blick auf den Spielplan – auch zu Beginn der Rückrunde nicht mangeln. Nach dem Trainingsauftakt am 2. Janu­ar bestreiten die Salzländer zwei Tage später ein Testspiel gegen die Polizeiauswahl Sachsen-Anhalts, bevor es dann am 6. Januar zum schweren Auswärtsspiel nach Wernigerode geht. „Generell kann man sagen, dass wir gegen die gro­ßen Brocken der Liga in der Rück- runde allesamt auswärts ran müs­sen“, so Wiese.

 

Gut möglich also, dass am 17. Februar bereits eine kleine Vorentscheidung fällt im Kampf um die Tabellenspitze. Dann muss die Sieben von Wiese aus­wärts in Oebisfelde antreten. Nur zwei Wochen später (10. März) wartet mit dem BSV Magdeburg ein weiteres Spitzenteam. „Dann werden wir sehen, wo wir stehen“, so Wiese, der lächelnd anmerkt: „Bisher jammern wir natürlich wirklich auf hohem Niveau!“ Wenn die Rückrunde ähnlich erfolgreich ausfallt, haben sicher auch seine Spieler keine Probleme mit einer ähnlich kritischen Saisonanalyse.

 

Quelle Volksstimme  04.01.2024

 

Dieser Artikel wurde am 04.Januar 2024 von Dorle Hädecke veröffentlicht und wurde unter Aktuell abgelegt.


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